Geschichte
Der Landgerichtsbezirk
Seit Bestehen des Landgerichts wurde allerdings immer wieder von verschiedenen Seiten versucht, seinen Bezirk zu verkleinern. Oder es wurden Reformen geplant oder durchgesetzt, die seinen Aufgabenbereich minderten oder sogar in seiner dauerhaften Existenz bedrohten. Dabei kam es immer darauf an, ob man sich in den zuständigen Stellen vom Reich und später Bund, den Ländern und den Verwaltungsstellen, die jeweils das Sagen hatten, durchsetzte. Es ist nicht möglich, hier alle Einzelheiten aufzuzählen. Stader Kreise stellten z.B. schon 1898 beim preußischen Justizministerium in Berlin – erfolglos – den Antrag, die Amtsgerichte Dorum, Lehe, Geestemünde und Hagen (z.T. wieder) dem Landgerichtsbezirk Stade zuzuordnen.
Einen weiteren "Krieg" an der schwachen Verdener Nordflanke gab es, als es zwischen 1926 und 1930 um die Einrichtung einer Kammer für Handelssachen in Wesermünde ging. Bald nach deren Gründung gab es den weiteren Wunsch, den Bereich der Wesermünder Kammer auf die Kreise Blumenthal und Osterholz auszudehnen.
1926 übertrug man die Bearbeitung der Strafsachen aus den Amtsgerichtsbezirken Rotenburg, Blumenthal, Lesum und Lilienthal, die bisher der Staatsanwaltschaft Verden oblag, durch einen Erlass des (Berliner) Justizministers der Staatsanwaltschaft Geestemünde. Diese blieb jedoch unter der Dienstaufsicht des Ersten Verdener Staatsanwalts, wie die Amtsbezeichnung des Behördenchefs damals war.
1942 – während des zweiten Weltkriegs – kam das Amtsgericht Blumenthal zum Bremer Landgericht. Die Amtsgerichte Bremerhaven, Wesermünde-Geestemünde und Wesermünde-Lehe wurden zu einem Amtsgericht Wesermünde im Landgerichtsbezirk Verden zusammengefasst. 1944 wurde das Amtsgericht Diepholz aus dem Landgerichtsbezirk Osnabrück abgetrennt und kam zu Verden.
In der Nachkriegszeit hatte die Bildung einer amerikanischen Enklave an der Weser Folgen. Diese zur Sicherung der Verbindung der USA mit dem Hafen der Stadt Wesermünde, die im Dritten Reich aus den Städten Wesermünde, Bremerhaven und Lehe entstanden war, geschaffene Enklave betraf auch die Stadt Bremen und die Gebiete beiderseits der Weser bis zu Küste. Dazu gehörten deshalb auch die Amtsgerichte Osterholz-Scharmbeck, Wesermünde, Hagen und Lilienthal. Die Amerikaner errichteten alsbald in Wesermünde ein Landgericht, das u. a. für diese Gerichte zuständig war. Erst nach Beschränkung der amerikanischen Enklave auf Wesermünde und längeren Verhandlungen kamen 1948 die Amtsgerichte Osterholz-Scharmbeck, Hagen und Lilienthal wieder zum Landgericht Verden.
Bis Anfang der 70‘ger Jahre gab es im Landgerichtsbezirk Verden die Amtsgerichte Achim, Ahlden, Bassum, Bruchhausen-Vilsen, Diepholz, Hoya, Nienburg, Osterholz-Scharmbeck, Rotenburg, Stolzenau, Sulingen, Syke, Uchte, Verden und Walsrode.
Im Zusammenhang mit der niedersächsischen Verwaltungs- und Gebietsreform 1972 kamen die im Landkreis Oldenburg gelegene Samtgemeinde Harpstedt zum Landericht Oldenburg und die im Landkreis Cuxhaven belegene Samtgemeinde Hagen zum Landgericht Stade. Die bis dahin braunschweigische Enklave Thedinghausen wurde Teil des Kreises Verden. Schon lange hatte man in Preußen den Grundsatz, dass sich die Grenzen der Gerichtsbezirke möglichst mit den dazugehörigen politischen Grenzen decken sollten. Das war aber gerade in dem zwischen den größeren Städten Osnabrück, Oldenburg, Bremen, Hannover und Hamburg gelegenen großräumigen Verdener Landgerichtsbezirk nicht leicht möglich und vor allem mit großen Kosten verbunden, ohne dass das die Erledigung der Amtsgeschäfte dadurch besser gefördert würde.
Die kleineren Gerichte in Ahlden, Bruchausen-Vilsen und Uchte wurden aufgelöst, Bassum und Hoya wurden Zweigstellen des Amtsgerichts Syke.
Zur Zeit umfasst der Landgerichtsbezirk Verden 10 Amtsgerichtsbezirke mit den Amtsgerichten Achim, Diepholz, Nienburg mit einer Zweigstelle in Hoya (seit 1982), Osterholz-Scharmbeck, Rotenburg, Stolzenau, Sulingen, Syke, Verden und Walsrode. Die Zweigstelle des Amtsgerichts Syke, Bassum, ist 1999 aufgelöst worden.
Die Geschichte des Landgerichtsbezirks zeigt über einen relativ kurzen Zeit eine erhebliche Anzahl von Veränderungen. Zur Zeit sind keine Äußerungen festzustellen, die auf eine weitere Veränderung hindeuten. Die mit 10 Amtsgerichten vorhandene Präsenz der Justiz in der großen Fläche des Landgerichtsbezirks ist ein Vorteil für alle Rechtsuchenden.
"Königliches Landgericht Verden" - Handkolorierte Fotografie von 1901